PRESSEMITTEILUNG
OFFENER BRIEF DES GEWERBE- UND HANDELSVEREIN FELLBACH E. V.

Kampf um Parkplätze in der nördlichen Bahnhofstraße in Fellbach: Gewerbe- und Handelsverein warnt vor beschleunigtem Ladensterben – sind 12 cm Breite das Maß aller Dinge?

Fellbach, 17. April 2024 – Der Gewerbe- und Handelsverein Fellbach veröffentlicht einen dringenden Appell an die Stadtverwaltung hinsichtlich des geplanten Umbaus der nördlichen Bahnhofstraße. Die bevorstehenden Veränderungen sowie die Umsetzung werden sich äußerst nachteilig auf den lokalen Handel und die Bürger auswirken. Die vierjährige Umbauphase der nördlichen Bahnhofstraße wird zu massiven Behinderungen beim Einkauf führen. Durch die dem Umbau folgende Neuordnung der Straße wird das Parkplatzangebot voraussichtlich um 50 % reduziert.

Worum geht es konkret? Es soll nach wie vor eine zweispurige Fahrbahn erhalten bleiben, ergänzt um einen zwei Meter breiten Fahrradweg neben dem Gehweg. Dadurch würde die Fahrbahnbreite um etwa 10 – 12 cm zu schmal werden und damit von den bürokratischen Vorgaben abweichen. Als Konsequenz müssten auf einer Straßenseite sämtliche Parkplätze wegfallen, damit die vorgegebene Fahrbahnbreite eingehalten wird.

Der Gewerbe- und Handelsverein Fellbach sieht in dieser Planung eine ernsthafte Gefahr für die wirtschaftliche Stabilität der dort ansässigen Geschäfte mit Folgen für die gesamte Stadt und appelliert an die Verantwortlichen bei der Kommune, dringend alternative Lösungen zu prüfen.
 

Argumente gegen die Neuordnung der nördlichen Bahnhofstraße:

1. Existenzbedrohende Umsatzeinbußen: Der Wegfall von Parkplätzen führt zwangsläufig zu einer Verringerung der Kundenfrequenz. Dies wiederum bedeutet für die ansässigen Geschäfte erhebliche Umsatzeinbußen von mehreren zehntausend Euro pro Stellplatz und Jahr, die existenzbedrohend sein werden. In dem betroffenen Gebiet sind viele Fachbetriebe ansässig. Gerade diese sind aufgrund ihres überregionalen Kundenkreises in besonderem Maße auf eine ausreichende Anzahl von Stellplätzen im Straßenraum angewiesen.
    
2. Kundenbindung und -komfort: Parkplätze in unmittelbarer Nähe der Geschäfte sind für die Kunden ein entscheidender Faktor bei der Kaufentscheidung. Der Wegfall von Parkmöglichkeiten mindert die Attraktivität der Einkaufsstraße und führt zur Abwanderung nicht nur von Stammkunden.
    
3. Wettbewerbsnachteile: Nachbarorte und Einkaufszentren mit ausreichenden Parkmöglichkeiten werden für Kunden attraktiver, was zu einem Kaufkraftabfluss aus Fellbach führt. Auch die Beschäftigten der Geschäfte finden keine Parkplätze mehr. Dies ist ein entscheidender Nachteil gegenüber Einkaufszentren im Wettbewerb um Fachkräfte.
    
4. Verlust von Arbeitsplätzen: Die daraus resultierende Schwächung des Einzelhandelssektors führt zu Geschäftsschließungen und damit zum Verlust von Arbeitsplätzen.
    
5. Erschwerte Erreichbarkeit: Die Einschränkung der Parkmöglichkeiten erschwert den Kunden die Erreichbarkeit der Geschäfte in der nördlichen Bahnhofstraße, mit drastischen Folgen im Hinblick auf die Kundenfrequenz und den Umsatz.
    
6. Hindernis für ältere und mobilitätseingeschränkte Menschen: Das Fehlen von Parkplätzen in der Nähe der Geschäfte wird ältere oder gehbehinderte Menschen davon abhalten, die Geschäfte zu besuchen. Wo werden sich diese Menschen in Zukunft versorgen?
    
7. Belastung der Anwohner: Eine Reduzierung der Parkplätze führt zwangsläufig zu einer stärkeren Belastung der verbleibenden Parkmöglichkeiten in der Umgebung. Schon jetzt fehlen Parkplätze während der Geschäftszeiten. Zugeparkte Einfahrten etc. sind keine Seltenheit.
    
8. Fehlende Alternativen: Seitens der Verwaltung wurden keine alternativen Lösungen für das Parkplatzproblem vorgeschlagen.
    
9. Bedeutung der nördlichen Bahnhofstraße: Die nördliche Bahnhofstraße ist ein wichtiger Teil des Stadtbildes von Fellbach und sollte daher erhalten und gestärkt und nicht beeinträchtigt werden. Sie liegt im geografischen Zentrum der Stadt und ist zusammen mit dem Bahnhof ein wichtiger innerstädtischer Verkehrsknotenpunkt. Im Umfeld befinden sich zahlreiche wachsende Wohngebiete und Bürokomplexe. Wer hier wohnt und arbeitet, braucht Einkaufsmöglichkeiten und eine attraktive Infrastruktur.
    
10. Imageverlust für Fellbach: Eine Vernachlässigung der existenziellen Bedürfnisse der Geschäftsleute in der nördlichen Bahnhofstraße führt zu einem Attraktivitätsverlust für die Stadt und verhindert die Ansiedlung neuer Handelsgeschäfte. Die Stadt verliert dadurch im regionalen Wettbewerb an Attraktivität.
     
11. Reduzierung der Gewerbesteuereinnahmen: Durch das zu erwartende Ladensterben gehen der Stadt wichtige Gewerbesteuereinnahmen verloren, die zur Finanzierung von sozialen Investitionen wie Kindertagesstätten, Schulen etc. benötigt werden.
     
12. Langfristige Folgen: Die langfristigen Auswirkungen des Umbaus werden weitreichend sein und sich negativ auf die gesamte Wirtschaftsstruktur von Fellbach auswirken. Viele noch vorhandene Betriebe in der Bahnhofstraße wirken mit ihrem überregionalen Kundenkreis als Magnete und ziehen bisher Frequenz in die gesamte Stadt. Ein Verschwinden des Handels in der Bahnhofstraße hat somit Auswirkungen auf die Umsatzentwicklung der gesamten Innenstadt. Durch Geschäftsaufgaben wird es zu Mindernutzungen der Immobilien und Attraktivitätsverlusten kommen (z.B. durch den vermehrten Einzug von Wettbüros und Spielhallen), was letztendlich zu einem ungewünschten Wandel im ganzen Gebiet der nördlichen Bahnhofstraße führen wird. Dies birgt die Gefahr eines sozialen Brennpunkts mit unabsehbaren Kosten für die Stadt und die Bürger.
     
13. Umweltschutz wird konterkariert. Wohnortnahe Einkaufsmöglichkeiten sparen CO₂ ein. Aber nur zusätzliche überregionale Kunden schaffen genügend Umsatz und Ertrag, damit der wohnortnahe Handel überleben kann. Wenn die Geschäfte schließen, bricht die umweltfreundliche wohnortnahe Versorgung weg.
     
14. Mangelnde Zukunftsstrategie. Früher waren Autos Dreckschleudern. Heute sind immer mehr Autos hybrid oder vollelektrisch und ermöglichen eine umweltfreundliche Mobilität. Wer heute Parkplätze abbaut, verhindert die umweltfreundliche Mobilität von morgen.
     
15. Ausbleiben privater Investitionen: Die zunehmende Unsicherheit auch in Hinblick auf die Folgen des Umbaus stellt ein bedeutendes Hindernis oder gar ein potenzielles Stopp-Signal für private Investitionen im Bereich der nördlichen Bahnhofstraße dar.
     

Argumente gegen die 4-jährige Umbauphase:

In Fellbach wurden das Wüst-Areal und die neue SDK-Zentrale in wesentlich kürzerer Zeit realisiert. Die veranschlagten 4 Jahre Umbauzeit für ca. 700 m Straßenumbau sind nicht akzeptabel. Der stationäre Einzelhandel ist durch den Onlinehandel, die mangelnde politische Unterstützung während der Corona-Pandemie und die anhaltende Krise bereits finanziell geschwächt, oft existenzbedrohend. Es sind keine Reserven vorhanden, um die Umsatzeinbußen einer derart langen Bauzeit abzufedern.
 

Unsere Forderung:

Der Gewerbe- und Handelsverein Fellbach fordert daher die Stadtverwaltung auf, die Bedenken der Geschäftsleute ernst zu nehmen und alternative Lösungen vorzuschlagen, die den Erhalt der Parkmöglichkeiten und damit den Erhalt des lokalen Handelssektors sicherstellen.

Wir meinen, dass 10 bis 12 cm nicht darüber entscheiden dürfen, ob unsere Geschäfte in der nördlichen Bahnhofstraße zukünftig bestehen können oder nicht.
 

Für weitere Informationen oder Interviewanfragen kontaktieren Sie bitte:
Maurizio Messina, 1. Vorsitzender, Gewerbe- und Handelsverein Fellbach e. V. unter info@ghv-fellbach.de